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4. Tag, Mi. 10.07.
Etwas Sonne, bedeckt und etwas Regen.
Heute war ein Ausruhtag angesagt. Alfons und ich hatten uns noch überlegt über
den hochalpinen Übergang Fuorcola da Patnaul nach Vals zu gehen, da die
Wetteraussichten nicht allzu rosig waren blieben wir bei der Gruppe. Zunächst
ging es in die Ortschaft Vrin, wo wir die Kirche mit dem Beinhaus und die
schönen alten Häuser ansahen. Die alten Holzhäuser erinnern mich an die
Walser, doch in der Gegend um Vrin wird rätoromanisch gesprochen. Im Buch
"Walser Volkstum" von Paul Zinsli wird diese Gegend allerdings als
Walser Siedlungsraum, der heute romanisiert ist, bezeichnet. Dann ging es absteigend
über den Glogn Rhin. Auf und Ab wechselten ständig. Es ging durch Surin und
Silgin. Dort machten wir Pause und Margreth besichtigte die kleine Kapelle und
rief mich plötzlich zu sich. In dieser Kapelle verbarg sich ein wertvolles
Meisterstück, "L`Orgla da Silgin". Im Frühjahr 1999 wurden infolge
der Restaurierungsarbeiten an der Kapelle St. Sebastian ein fast koplettes
Gehäuse einer dreiregistrigen Orgel in Kastenform gefunden werden. Die
Einwohner von Silgin erwähnten zudem, dass sich eine "Kiste mit
Löchern" in einem Stall in Silgin befinden solle. Nachforschungen von
Architekt Bruno Indergand führten dann zum Fund der kompletten Windlade. Der
Orgelbauer Arno Caluori, Says, hat dann die Windlade fotografiert sowie
Massaufnahmen der Gehäuseteile auf dem Estrich der Kapelle gemacht. Die
Einzelteile konnten eindeutig ihrer ursprünglichen Position zugeordnet werden.
Die Orgelfragmente in Silgin gehören zu einer dreiregistrigen Orgel auf
4`-Basis. Die Windlade mit Mechanik war fast vollständig, das Gehäuse zu etwa
90 % erhalten. Für die Rekonstruktion der fehlenden Teile gab es sehr gute
Anhaltspunkte. Auf Grund der Übereinstimmung mit anderen Instrumenten wird
davon ausgegangen, dass die Orgel von Gion Flurin Coray aus Laax stammt. Die
Bauzeit dürfte um 1840 herum liegen. Jetzt kommt aber, das besondere. Die
neurestaurierte Orgel wurde am Sonntag, den 14. Juli eingeweiht. Da die "Mesmerin"
gerade am Mittag läuten war, durfte ich als einer der ersten auf dieser netten
Orgel spielen ! Über Suracasti erreichten wir Uors am Valser Rhin, 932m.
Kaum standen wir in Uors an der Bushaltestelle, begann auch schon der Regen. Das
nennt man Timing ! Da es
nach Vals keinen Wanderweg gibt, fuhren wir mit dem Postbus nach Vals. Beim
"Dorfmetzg" im Hotel Alpina hatten wir unser Quartier reserviert. Der Besitzer kennt
das Kleinwalsertal gut! Im Valsertal machte ich noch einen ausgiebigen
Ortsrundgang. Leider hatte das Museum nicht offen. Dafür hatten wir beim
Abendessen Glück. Es überraschte uns Alfred Rieder, der jahrelang in Vals
Schulleiter und Gemeindepräsident (Bürgermeister) war. Ausserdem ist er
Vizepräsident von der Graubündner Walservereinigung. Er hat uns viel über die
Geschichte des Valsertales und vor allem einige Anekdoten aus seiner Jugendzeit
erzählt. Überraschend war für mich die Ähnlichkeit seines Dialektes mit
unserem Dialekt im Kleinwalsertal. Es wurde mir wieder mal der folgende Satz von
Paul Zinsli in "Walser Volkstum" bewusst: "Das,
was schließlich als verbindendes Kennzeichen bleiben kann, ist die altüberlieferte,
eigenartige walserdeutsche Mundart, die noch heute- mehr oder weniger ausgeprägt
- über den ganzen Kolonistenraum hin erklingt."
Zeit: 4-5 Stunden, á200
Hm., â500
Hm.
Valsertal: Der Name stammt vom lateinisch-romanischen vallis
"Tal" und hat nichts mit den Walsern zu tun. Der Name bestand schon
vor den Walser Einwanderern. Durch das Valsertal und über den Valserberg sind
bereits die Römer gegangen. Die Walser kamen wahrscheinlich seit der Wende des
13./14. Jahrhunderts von ihren Niederlassungen im Quellgebiet des Hinterrheins
über den Valserberg in das Tal. Zunächst entstand vermutlich der Ort Zervreila,
der heute unter dem Stausee begraben liegt. Danach trieb es die landhungrigen
Walser talabwärts bis nach St. Martin. Der politische Mittelpunkt entstand mit
der Zeit in Vals-Platz. Alfred Rieder hat erzählt, dass die Valser Walser noch
weiter talabwärts gezogen seien, dass in einer alten Urkunde aber zu finden
ist, dass sich die rätoromanische Bevölkerung um Ilanz bei ihrem Schutzherrn
über die Walser Invasion beschwert hat und er den "Walsern von den wilden
Höhinnen" Einhalt geboten hat. Im Buch "Heimat der Walser" von
Dr. Karl Fritz können wir noch folgendes über das Valsertal lesen:
"Während das Lungnetztal dem Wanderer noch manche landschaftliche Reize
bietet, ist das längere Valsertal mehr wild und rauh. Da kommt der Liebhaber
tiefer und enger Talschluchten besser auf seine Rechnung. Mit schroffer
Steilheit siehst du da die Berghalden beiderseits emporsteigen, dass man sich
wundern muss, wie menschlicher Fleiß da noch Wohnungen hinaufzuzaubern vermag.
Hier hat der Volksmund den Witz geprägt: "Da muß man die Kinder vor dem
Hause anbinden, muß den "Schiitschtock" (Scheitstock) befestigen, ja
selbst den Hühnern Steigeisen anlegen, damit sie nicht allesamt "vertroolen"
(abstürzen).
Im Valsertal ist im Gegensatz zu den meisten umliegenden Orten die Bevölkerung
großteils katholisch. Dazu gibt es auch eine Sage. Als es darum ging, ob die
Bevölkerung reformatorisch oder katholisch wird, gab es eine Abstimmung und kam
zu einer Pattstellung. Guter Rat war teuer, doch plötzlich erinnerten sie sich,
dass der Ziegenhirte noch nicht von der Weide zurückgekehrt war. Die
Entscheidung traf dann der Ziegenhirte und die Bevölkerung blieb katholisch.
In der Kirche war natürlich wie in den meisten Walser Kirchen der Schutzpatron
der Walser der heilige Theodul zu finden !
Bekannt aus dem Tal ist vor allem das Valser Wasser (Mineralquelle) und die
Valser Therme.
Alternative Wanderroute:
Hochalpiner Übergang von San Guisep über die Fourcula da Patnaul nach Vals.
Karten: Schweizer Landeskarten 1:50 000, Blatt 256 - Disentis;
Blatt 257 - Safiental
Karte Vals 1:25 000
Adressen:
Val Lumnezia
Vals
Valser Therme
Valser Wasser
Heimatmuseum in Vals
"Gandahus".
Fortsetzung die nächsten Tage !